Die Einleitung einer Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation: Der erste Satz

Heute beginnst du also mit deiner Bachelorarbeit, Masterarbeit, Dissertation. Du hast dich auf dieses Ereignis bestens vorbereitet. Im Kühlschrank befinden sich Trösterchen in Form von Schokolade. Die Bücher liegen bereit, deine Forschungsergebnisse hast du aufbereitet, der Schreibtisch ist aufgeräumt und auf deinem PC leuchtet dir eine leere Seite entgegen.

Der Cursor tickt links oben.

Mit dem Schreiben anfangen

Jetzt geht‘s los. Die Finger gelockert, du dehnst nochmal deine Nackenmuskulatur und dann beginnst du mit dem ersten Satz. Dein Thema lautet: „Der Einfluss des Walfangs im 17. Jahrhundert auf die Rezeption gregorianischer Choräle während des Immerwährenden Reichstages zu Regensburg (1663-1803)“. Ein bedeutendes Thema, dem du viel Zeit gewidmet hast. Du willst beginnen. Doch wie, verflucht noch mal, könnte der erste Satz lauten?

Der Cursor tickt.

Der historische Einstieg als typischer Start

Hmmmm. Vielleicht könntest du dein Thema nehmen und es einfach, wie schon Millionen verzweifelte Verfasser von schriftlichen Arbeiten zuvor, „geschichtlich“ missbrauchen. So zum Beispiel:

„Schon vor 7000 Jahren wurde Walfang betrieben …“

Nein, das geht gar nicht. Altbackener ist kaum möglich. Delete.

Vielleicht so:

„Schon der englische Historiker Thomas Fuller (1608-1661) sagte: ´In den mächtigen Walen, die in einem Meer von Wasser schwimmen, schwimmt ein Meer von Öl.´“

Klingt nicht schlecht, aber Vorsicht: Es könnte dich Zeit kosten, die Herkunft des Zitats herauszufinden. Außerdem bist du unschlüssig, ob du das dann nicht auch in Frühneuenglisch hinschreiben müsstest. Und wer, bitte, kann Frühneuenglisch?

Delete.

Der Klassiker: Meine Arbeit befasst sich mit… 

Dieses weiße Blatt nervt gewaltig. Du braust dir einen Kaffee, machst ein paar Gymnastikübungen und, hey, die Masterarbeit deines Freundes liegt ja auch noch da. Du hast doch versprochen, die durchzulesen. Vielleicht hilft es ja, sich mit einem anderen Text zu befassen und selbst Lektorat und Korrektur einer Masterarbeit durchzuführen? Gut, du bist zwar jetzt nicht sooo firm darin, aber du wurdest ja gefragt. Also scheinst du doch irgendwie kompetent zu sein. Zumindest GLAUBT das dein Freund….

Zurück an den PC. Wenn man länger hinschaut, tickt der Cursor immer schneller. Verdammtes Ding. KONZENTRATION!

„Meine Arbeit… befasst sich mit …..“

Gähn, schnarch. Da fällt nicht nur der Prof in narkotischen Schlaf, deine unersetzlichen Freunde wird es auch in den Fingern jucken, dein Werk umschreiben und umformulieren zu dürfen.

Delete. Delete. Delete.

MIST.

Es muss doch möglich sein, einen sinnvollen ersten Satz niederzuschreiben. Einen von der Sorte, der auf interessante Weise in das Thema einführt und Neugier weckt. Wie wäre es mit:

„Nennt mich Ismael …“

Ich fürchte, den Plagiatcheck deiner Bachelorarbeit wirst du nicht überstehen…

In 5 Schritten zum ersten Satz:

1.    Verliere nicht deinen Humor und lass dich nicht stressen.
2.    Lass dich nicht ablenken, suche dir einen Ort, an dem du dich konzentrieren kannst.
3.    Versuche einen Plan für deine Einleitung zu schreiben, damit du weißt, worauf dein erster Satz hinauslaufen soll.
4.    Erstelle eine Mindmap zu deinem Thema und schreibe auch die Keywords auf, die du für absurd, langweilig oder unpassend hältst – lass es fließen!
5.    Wenn dir immer noch die Inspiration fehlt, leg trotzdem los und betrachte den ersten Satz als Platzhalter. Schreib einfach los!